Tannenkathedrale - Format: 70x50cm

Was war Bertrand Zunkers Intention hinter diesem Gemälde?

Den Großteil meiner jugendlichen Jahre verbrachte ich in Vorpommern, zuletzt in einem wunderschönen und abgelegenen Dorf. Unser Haus befand sich hinter einer unauffälligen Einfahrt. Man fuhr an einem Gänsestall vorbei zum freistehenden Häuschen. Die komplette Fassade war von großen Rosenstöcken bedeckt, die an den Außenwänden rankten und riesige, duftende Blüten hatten. Aus den nördlichen Fenstern blickte man auf eine Büffelherde und endlose Felder. In eisigen Wintern bildeten sich vor den Glasscheiben die längsten Eiszapfen, die ich je gesehen habe. Richtung Osten sah man auf die Kronen sehr vieler, alter Bäume. Hinter dem Haus hatte sich einst eine Gärtnerei befunden. Im Frühling blühten Unmengen an Schneeglöckchen, Krokussen, Narzissen und Glockenblumen im Garten. Viele in Reih und Glied, so wie sie einst von den Gärtnern gepflanzt wurden, andere in wildem Eigensinn.

In dieser Jahreszeit entstand die „Tannenkathedrale“, und wer sie sich genauer anschaut, wird die blühenden Obstbäume entdecken, die aber völlig in den Hintergrund treten. Atmosphärisch wirkt das Bild eher winterlich. Das entspricht auch der Gefühlslage, in der ich mich zu dieser Zeit befand. Nur angedeutet ist die namengebende „Tannenkathedrale“. Zwei nebeneinanderstehende Bäume sind zu erahnen, gedeutet als Doppeltürme. Zwischen ihnen scheint die Sonne durch totes Holz, etwa dort, wo sich bei einer gotischen Kirchenfassade das Rosettenfenster befinden würde. Das Foto ist 2008 aufgenommen worden, also nicht lange nachdem ich, im selben Garten stehend, die „Blumenkathedrale“ gemalt habe, für die übrigens Rittersporn Modell stand. Ganze sieben Jahre sind vergangen, bis ich das Foto wieder hervorzog, um meine Idee umzusetzen. Ich würde gern mehr mit Fotografien arbeiten und sollte nicht so viel Zeit verstreichen lassen!